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Der Jahrgang 2022

Der Jahrgang 2022  in den Gärten des Weines der Weinhandwerkerei im Pulkautal

Eine der Besonderheiten des Jahrganges 2022 ist dass er ungewöhnlich trocken, windig und sonnig mit stahlblauen Himmel beginnt. Begleitet von manchmal klirrender Kälte in der Nacht hält dies monatelang an und fühlt sich für den Landwirt zunehmend unangenehm und bedrohlich an... Am 28. April ist es soweit - der Austrieb beginnt! Nach anfänglicher Euphorie dass sich die Natur doch nicht aufhalten lässt wird unsere Hoffnung gedämpft von nach und nach sichtbar werdenden Austriebsschäden der Gescheine an den Reben aufgrund des sehr frostigen Frühlings.

Wie ein Wunder empfinden wir ab Anfang Mai die ersten wirklich kräftigen Regenfälle! Und unsere sorgsam gepflegten Begrünungen können jetzt das kostbare Nass halten und speichern. Bis Ende Juni kommt weiter ausreichende Feuchtigkeit und das rettet die Landwirtschaft in unseren Gebiet im letzten Moment - eine schöne Getreideernte läuft Ende Juni an...

Explodierendes Wachstum verlangt viel Hingabe in Handarbeit und erfordert die volle Aufmerksamkeit im Pflanzenschutz...

Mit der Weinblüte Anfang Juni beginnt eine Hitzeperiode von der wir nicht ahnen dass sie bis zur Weinlese anhalten wird - sie fordert Mensch und Pflanzen auf das Äußerste – nur durch aktives regelmäßig gießen ist es uns möglich die Jungpflanzen zu retten. Erfahrenere ältere Rebstöcke mit soliden Wurzelwerk halten sich erstaunlich gut.. Der Grundwasserspiegel der Brunnen bleibt gottseidank stabil...

Das umfärben der Trauben beginnt ungewöhnlich früh am 23. Juli.

Die Trockenheit beharrt bis Ende August und wir sind ständig am Ertrag minimieren der Rebstöcke um ihnen das Leben (manchmal überleben) zu erleichtern...

Obwohl die Pflanzen zeitweilig in eine Art Überlebensschlaf gehen und kaum noch Saftströme zwischen Blättern und Wurzeln stattfinden, überrascht uns Ende August dann doch der Blaue Portugieser mit einer sehr hohen Zuckergradation... Wir vermissen jedoch bei allen Sorten die aromatische Reifung.

Deswegen bringen wir das altbewährte Hornkieselpräparat 501 zur Entspannung der gestressten Pflanzen händisch aus und: – die Aromatik der Beeren verbessert sich schlagartig! Ab jetzt pokern wir um das hinausschieben der Erntezeitpunkte um noch mehr Komplexität dazu zugewinnen und wir planen die erste Lese für den 12. September (Rose)...

Alte Winzerweisheit besagt dass man auf das Schlimmste vorbereitet sein soll und tatsächlich: Anfang September dreht sich die Wettersituation komplett von trocken zu feucht und aus einen anfänglich spannenden „Spiel des richtigen Erntezeitpunktes“ wird Ernst, denn pünktlich vor der Hauptlese kippt dann das gesamt Klima endgültig in Nässe und wird bis zum Jahresende so bleiben.

Das feuchte Wetter hält uns weiter in Atem und wir jagen von einer Lese zur anderen um die Qualität rechtzeitig auf den Punkt zu erwischen. Wehe man kommt zu spät – da sind dann schon Ameisen, Wespen und Botrytis... Wir teilen gerne aber bei unseren 3,5 Hektar ist jede Beere kostbar und damit wird klar daß wir den gesamten Bestand mit Vogelschutznetze einpacken müssen... und auch gleich 250 Fliegenfallen hängen...

 

Und fast alle Sorten werden jetzt zur selben Zeit reif... Wieder einmal bewahrheitet sich: Weinbau ist auch die Kunst der Organisation, nicht nur der Heilung und der Balancierung... Unser Lese- und Kellerteam ist inzwischen so richtig in Fahrt und wir schaffen es! Mit viel guten Essen, Wein und wenig Schlaf!

 

Ein Vorteil zeigt sich dass Mutter Natur die Wasservorräte aufzufüllen beginnt. Das Landschaftsbild ist bis zur Lese von Trockenheit und Hitze des Sommers braun geprägt – um sich dann mit dem Regen im Herbst ins saftig grüne zu verfärben. Es ist erstaunlich wie schnell sich die Pflanzen wieder erholen - dies kommt jetzt auch den Reben zu Gute - am 23.September beginnen wir mit der Lese des Grünen Veltliner 6 Hände am immer noch warmen Schatzberg und in der wirklich kühlen Wiege auf der gegenüberliegenden Talseite...und jetzt ist es gut!

 

Nach 13 atemlosen Lesetagen endet bei uns am 10.10. mit der Lese von Cabarnet Franc und Cabernet Sauvignon die Weinlese 2022...müde aber glücklich dürfen wir einen der spannendsten Jahrgänge auf dem Weg zur Weinwerdung im Keller begleiten und stellen glücklich fest: der totale Einsatz hat sich gelohnt! Jeder Handgriff, jedes hineinfühlen, unterstützen und ausgleichen ist ein Erfolg!

Ausklang: es bleibt sehr feucht, das Laub färbt sich wunderschön und strahlt lange auf den Reben... Der erste Schnee zieht am 18.11 ins Land. Vor Weihnachten wird es zweimal so richtig kalt mit bis minus 11 Grad - dies bringt nun den oberirdischen Winterschlaf - jetzt werden keine Assimilate mehr hinunter ins Wurzelreich befördert – ab jetzt könnte man mit dem Rebschnitt beginnen...

Oder sich besser einmal ausrasten und kosten!

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